Wir haben diese Tour am 9.-10. August 2016 gemacht, beim besten Wetter, jedoch vereisten Fels. Die Tour ist in unserem Buch Hochtouren Westalpen (Pusch/Schmitt/Senf/Waeber) mit PD, 35° im Eis und Stellen II im Fels angegeben. Benutzt haben wir die topographische Karte von Schweiz Mobil.
Talort: Saas Fee (1820m).
Stützpunkt: Mischabelhütten (3340m).
Nimmt man die Seilbahn von Saas Fee auf die Hannigalp so werden mit einem Schlag ca. 500 Hm gestrichen, zeitlich aber ist die Ersparnis durch die Wegführung (man muss doch ein ganzes Stück zurücklegen bis zu der Kreuzung mit dem direkten Weg aus dem Tal) am Ende nicht so groß. Achtung, die Seilbahn macht außerdem Mittagspause zwischen 12.15 und 13.30 Uhr.
Nach der Überquerung von zwei Gletscherbächen (für Naturliebhaber noch ein Grund sich für die Seilbahn zu entscheiden, denn direkt vom Tal kommt man zu diesen Bächen nicht und der Aufstieg zu den Mischabelhütten ist landschaftlich ansonsten nicht gerade begeisterungswürdig) und vielen Kehren, umgeht man irgendwann den Gratfuß des Distelhorn und kommt auf einer Höhe von ca. 2800mzu dem Grat, der zur Hütte führt. Über 500 Höhenmeter folgt nun ein Klettersteig im Schwierigkeitsgrad A/B, mitunter auch ein bisschen Gehgelände. Klettersteigset braucht man nicht (als Anwärter eines 4000en erst nicht) und ich habe sogar zwei Kinder gesehen, die flott wie die Gämsen hupften. Allerdings schadet nicht Klettersteighandschuhe zu tragen, um einfach die Hände zu schonen (dies aus der Perspektive einer Frau, Männer dürften weniger Wert auf gepflegte Hände legen).
Das Frühstück für diejenigen, die aufs Nadelhorn wollen, ist um 4.00 AM. Die Hütten waren voll und ich schlief neben einem Bergsteiger, der mir die ganze Nacht jedesmal einen Tritt versetzt hat, als ich meine Beine mehr gestreckt habe, als es mir zustand. Dies obwohl es zwischen uns, wie durch ein Wunder einen freien Platz gab, auf den wir eigentlich gleichberechtigt Anspruch hatten. Aber das war lange nicht so schlimm wie die Tatsache, dass eine andere Bergsteigerin, die direkt unter dem Fenster schlief, dieses zugemacht und 10 Leute gezwungen hat, mit geschlossenem Fenster zu schlafen. Dass es Leute gibt, die auf einen 4000er wollen, dann aber ein geöffnetes Fenster nicht ertragen können, ist für mich unbegreiflich.
Von der Hütte geht man weiter (ca. 300 Hm) auf dem gleichen Grat, der am Tag davor bis zur Hütte führte, jedoch etwas einfacher. Bei ungefähr P 3620m, auf der gleichen Höhe und unweit von der Wetterstation, ist die Anseilstelle. Von hier zunächst flach über den Hohbalmgletscher (diese ganz angenehme Strecke ist leider zu schnell wieder vorbei) und danach mäßig steil bis zum Windjoch (3850). Wenn man Pech hat windet es hier extrem stark. Wir haben Glück gehabt (es hat aber schon gewindet). Nach dem Windjoch beginnt der Grat, dieser ist zunächst noch ein breiter Rücken, wird aber dann immer schmaler und steiler. Zwei felsige Stellen (kl. Gendarme) kann man rechts umgehen, vorausgesetzt die steile, ausgesetzte Flanke ist mit genügend Schnee bedeckt und nicht vereist. Wir haben aber wirklich tolle Verhältnisse an diesem Tag gehabt und es lag genug Schnee und die Spur war tief und fest. Weiter so, mal steiler, mal schmaler, bis zum Felsaufbau des Gipfels. Hier sind wir zunächst erneut rechts in die Flanke ausgewichen, dann nach abrupt nach links, mit Frontalzacken und Pickeleinsatz . Unter der dünnen Schneedecke lag Eis, ich war also froh als ich diese kurze Strecke hinter mir hatte. Die letzten Meter zum Gipfel hatten wir dann Fels (II). Im Abstieg sind wir nicht mehr über die Flanke – diese schien uns zu steil und der Schnee nicht fest genug – sondern direkt über den gezackten Fels.